Дискография CD.


    Die Werke des Komponisten Alexander Izosimov (1958) aus Sankt Petersburg stellen eine einzigartige Erscheinung in der modernen Musik dar. Einerseits folgen sie keinen bestimmten Traditionen, obwohl sie sich ihnen teilweise nahern, andererseits entsprechen sie nicht komplett den Normen und Formen der Avantgarde. Diese Erscheinung in der Musik kann als „seelische Traume“ verstanden werden. Zu den bedeutendsten Werken Izosimov's zahlt die Oper „Das verlorene Paradies“, das Symphonie-Ballett „Der Erwahlte“, vierzig Gesangwerke (bilden zwei gro?e Zyklen „Lieder des schonen Fremdlings“ und „Theater. Lieder, die mir die Erde im Traum sang“), „Das Mitleid mit der Seele“ fur Chorkapelle, „Iaonia. Dank dem Schopfer“ fur Chor, Orgel und Kammerorchester, zwei Streichquartette und das Klavierkonzert „Die Verwandlung“.
    Alexander Michailovich Makarov, besser bekannt als Izosimov, Schuler von Boris Ivanovich Tichschenko, hat das Sankt Petersburger Konservatorium im Jahre 1984 absolviert. Der entscheidende Punkt in seiner Karriere war die Erkenntnis, dass alle seine in den 80er Jahren geschaffenen Werke als Nichts galten. Sie waren schwach und wurden vom Autor vernichtet. Die Selbstkritik hat ihn in den darauf folgenden Jahren zur weiteren eigenstaendigen Weiterbildung veranlasst. Alle neuesten Partituren aus der Russischen Nationalbibliothek wurden von ihm grundlich studiert. Das hat aber nicht ausgereicht. Erst zwei Besuche in Deutschland und Frankreich in den 90er Jahren haben ihm einen breiten Zugang zur Information bereitgestellt. Au?er Musik hat sich Izosimov fur die anthroposophisch orientierte geistliche Lehre von Rudolph Steiner interessiert, die einen bedeutenden Einfluss auf seine schopferische Wahrnehmung hatte und zur Ausarbeitung einer speziellen Methode der Musikschaffung, vom Autor als „atmendes Tongeschlecht“ genannt, im Jahre 1993 beigetragen hat. Alfred Schnittke hat diese originelle Technik am Beispiel des Theaterstucks fur Klavier „Das Chamaleon“ im Hamburger Konservatorium kennengelernt und hat sie sehr gelobt. Ermutigt durch die Unterstutzung vom beruhmten Meister kehrt Izosimov nach Russland zuruck und fangt mit der fur ihn neuen Tatigkeit an. Er gibt offene Vorlesungen in der Russischen Nationalbibliothek, bereitet Programme fur „Radio Petesburg“ uber die Musik der zweiten Halfte des 20. Jahrhunderts vor. In den 90er Jahren durchlebt er eine Krise, die einerseits durch die „Vergiftung“ von zu viel gehorter avantgardistischer Musik, andererseits durch eine personliche Tragodie, den Tod seines 15-jahrigen Sohnes hervorgerufen war. Es hat Zeit gebraucht, die Krise zu verarbeiten. Das nachste Jahrzehnt ist durch einen starken Schaffenswillen gekennzeichnet. In dieser Zeit schafft der Komponist zahlreiche Werke, die in zwei Richtungen, in die „konventionell traditionelle“ und in die Richtung, welche der avantgardistischen Technik des „atmenden Tongeschlechts“ ahneln, aufgeteilt werden konnen. Einige Werke sind fur das philharmonische Publikum vorgesehen und sind leicht wahrzunehmen. Andere erfordern ein feines Gehor und Kenntnis der modernen Musiktendenzen. Gleichzeitig weisen beide Richtungen eine sehr ausgepragte Individualitat auf.
    Funf Instrumentalwerke auf dieser CD wurden zu unterschiedlichen Zeiten (1993-2006) geschaffen und komponiert. Es hat 10 Jahre gedauert, bis die Tiefe und der sie vereinbarende Sinn entdeckt wurden. Die Musik jedes Werkes stellt eine eigene Welt dar, in der das musikalische Universum des Komponisten allmahlich vorgestellt wurde. Hier gibt es Christus, Licht und Dunkelheit. Die Handlung vollzieht sich uberall, auf der Erde, im Himmel, in der menschlichen Seele. So z.B. kommentiert der Autor eines seiner Werke: „Ich hore der Stille der vergehenden Nacht zu, mochte die wortlose Sprache der Seele verstehen, als sie Wolke war“. Diese Worte galten als Ausgangspunkt fur die Ausarbeitung der Komposition „Als meine Seele eine Wolke war“. In der musikalisch-dichterischen Form ist das Leben der menschlichen Seele in den vorgeschichtlichen Zeiten bis zur Schaffung des Korpers dargestellt. „Anstatt des Korpers gab es eine Wolke, innerhalb der die Seele weinen, lachen, tanzen, einschlafen lernte… Etwas Unmogliches in den Benennungen, die nur in einer Phantasiewelt moglich sind, stellte mir unbegrenzte Moglichkeiten bei der Ausarbeitung der musikalischen Bilder von abstrakten bis sehr realistischen dar.“
    Bemerkenswert ist auch der Kommentar des Autors zum Werk „Gotter – weiche Sohlen“, initiiert teilweise durch die Zeile von Nietzsche „das Gute ist leicht, alles Gottliche kommt auf weichen Sohlen“ und teilweise durch die Zeile aus dem eigenen Gedicht „Gottliche Tochter in den Kranzen machen einen Reigen auf den Wolken des Abendrots“. Es folgt ein kleines Theaterstuck mit Gottern mit weichen Sohlen. Im ersten Teil schweben sie auf den Wolken und schicken auf die Erde ein weiches Licht des Abendrots. Im zweiten Teil spielen sie mit dem Licht und dem Schatten, im Dritten ziehen bose Masken an und fangen an zu tanzen. Die Tradition der Verkleidung mit bosen Masken gab es in verschiedenen Kulturen, aber sowohl dort als auch hier lachen die engelhaften Augen durch Schlitze in den bosen Masken uber die irdische Schwere. Den Ausgangspunkt fur das Werk “Infernale” findet der Autor in dem sakralen Text „Das Vaterunser“ von Rudolf Steiner: „Es walten die Ubel Zeugen sich losender Ichheit von Andern erschuldete Selbstheitschuld erlebet im taglichen Brote in dem nicht waltet der Himmel Wille indem der Mensch sich schied von Eurem Reich und verga? Namen ihr Vater den Himmeln“. Der tragische Inhalt dieses Gedichtes kommentiert der Autor wie folgt „hat mich begeistert und zur Schaffung der Musik Infernale gebracht. Das funfteilige c-des-es-fes-ges des „atmenden Tongeschlechts“ wurde zur Grundlage der Musiksprache als inhaltliche Zelle verwendet, das Fehlen der Bewegung des Tongeschlechts in Richtung der Erhellung wird durch eine aktive rhythmische, fakturelle und dynamische Verwandlung des Materials innerhalb des dunklen und undurchlassigen Raums kompensiert. Der musikalische Prozess verlauft in 7 Etappen. Ich nannte sie Gedanken-Formen.“
    All das wird mit Hilfe der offenen Methode realisiert, deren Besonderheit von Natalia Klimova, einer Forscherin des Schaffens des Komponisten, wie folgt definiert wird: das „atmende Tongeschlecht“ ist der kunstliche Modus, der die Lebensprozesse des musikalischen Stoffes, die Funktionen der Horizontale und Vertikale, Harmonie und Melodie, des Klangs und der Faktur, des Raums und der Zeit regulieren kann. Das ist die materielle Form eines Prototyps, in dem das Wuchsgen des musikalischen Stoffes wie in einer Matrix untergebracht ist. Das Tongeschlecht gilt als Ausdruck der Hauptidee des Werkes, als Lebenskraft der musikalischen Komposition. Es hat eine Lichtform. Es bewegt sich von einem gedruckten „dunklen“ Zustand zu einem breiten „hellen“, mit Hilfe von Rotationsbewegungen der kleinen und langen Sekunden innerhalb von funfteiligen Tonclustern.
    Die Methode des „atmenden Tongeschlechts“ ist eine einmalige Erscheinung. In der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts und kann mit der Erfindung des Systems der Tongeschlechte von Olivier Messianen, Tonmodi von Iannis Xenakis sowie spektralen Oktachorde von Tristan Murray und Kaiya Saariaho verglichen werden. Die Suche nach neuen Strukturen fuhrt die Musiker nicht selten zur Verwendung von digitaler Technik, die Laut- und Lichteffekte mit sich bringt. Die Methode des „atmenden Tongeschlechts“ basiert auf inharenten Musikeigenschaften. Sie bringt mit sich die in unserer Zeit verlorenen Prioritaten und schafft daruber hinaus neue schopferische Moglichkeiten.
    „Das Chamaleon“ (1993) fur Klavier – das erste Werk im „atmenden Tongeschlecht“. Die Erstauffuhrung fand im Jahre 1994 statt.
    “Infernale” (2006 ) fur Violine und Klavier. Das Duett wurde 2006 zum ersten Mal ausgefuhrt.
    “Gotter weiche Sohlen“ (2005) Komposition fur Klarinette, Bassklarinette, Violoncello und Klavier in drei Teilen: ”Reigen auf den Wolken des Abendrots“, ”Tanz des Lichtes und des Schattens”, ”Ariman span an“. Die Erstauffuhrung fand im Jahre 2009 statt.
    Sonate fur Klavier in drei Teilen (1999): “Moderato”, ”Lento misterioso”, ”Moderato”. Die Erstauffuhrung fand im Jahre 2004 stat.
    „Als meine Seele eine Wolke war“ (2003 ) Komposition fur Klarinette, Fagott, Posaune, Violine, Viola und Kontrabass in sieben Teilen: “Wolke wird geboren“, “Auf der Schaukel des Regenbogens“, “Schlaflied fur Wolke“, “Wolke lacht“, “Wei?er als Schnee“, “Wolke tanzt“, “Klerus. Wolke weint”. Die Erstauffuhrung fand im Jahre 2007 statt.
    Alle Werke wurden auf den Internationalen Festivalen des „Petersburger Musik-Fruhjahrs“ vorgestellt.
КОМПОЗИТОР
 
 
«Земля без Человека - сирота,
Человек без Земли - пустота,
Человек без Земли не найдет любовь,
Земля без Человека потеряет путь».
А.Изосимов
 
 
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